KI als Chance für Schulen: Warum Mut, klare Leitlinien und Zusammenarbeit entscheidend sind - Ein Interview mit dem Schulträger Landkreis Emsland

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst in der Lebenswelt der Schüler und Schülerinnen angekommen – und damit auch eine zentrale Aufgabe für Schulen und ihre Träger. Zwischen Unsicherheiten beim Datenschutz, fehlenden Konzepten und der großen Neugier vieler Lehrkräfte eröffnen sich enorme Chancen, den Unterricht zukunftsorientiert zu gestalten. Im Interview erzählt Herr Kleene, wie sein Schulträger Schulen beim Einstieg begleitet, welche Unterschiede er in der Praxis erlebt und warum gemeinsames Lernen von Politik, Anbietern und Schulleitungen der Schlüssel für einen erfolgreichen Weg ist.

Welche Aufgaben übernehmen Sie als Schulträger im Zusammenhang mit Digitalisierung und KI an den Schulen in Ihrer Trägerschaft?

Als Schulträger stellen wir die digitale Infrastruktur bereit, sorgen für sichere Netze, Endgeräte und Plattformen und begleiten Schulen bei der Einführung neuer Technologien wie KI. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den pädagogischen Einsatz ermöglichen, und gleichzeitig Datenschutz und IT-Sicherheit zu gewährleisten. Mit den Schulen arbeiten wir dabei stets sehr eng zusammen, da sich die Zuständigkeiten hier oft überschneiden. Hierfür haben wir auch einige Austauschformate und Arbeitsgruppen etabliert.

Welche Schwierigkeiten treten aus Ihrer Sicht besonders häufig auf, wenn Schulen KI-gestützte Anwendungen einsetzen möchten?

Häufig stoßen wir auf Fragen zur Datenverarbeitung und zum Datenschutz, da viele KI-Anwendungen noch nicht eindeutig rechtlich eingeordnet sind. Zudem fehlen oft klare didaktische Konzepte für den Einsatz, passgenaue Schulungen für das Lehrpersonal und es besteht ein Spannungsfeld zwischen Innovationsbereitschaft und notwendiger Vorsicht. Insgesamt scheinen uns die Lehrkräfte hier von der gesellschaftlichen Entwicklung getrieben zu werden. Es besteht die dringende Notwendigkeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen, weil dies in der Lebensrealität der Schüler/innen längst angekommen ist. An landesseitigen Vorgaben, Konzepten fehlt es aber.

Wie sind Sie bei der Einführung von fobizz an Ihren Schulen vorgegangen, und wo lagen dabei die größten Stolpersteine?

Bei der Einführung von fobizz haben wir eng mit Schulleitungen und Lehrkräften zusammengearbeitet, Schulungen angeboten und Pilotphasen eingerichtet. Die größten Stolpersteine lagen in Unsicherheiten bei der Nutzung von KI-basierten Tools und fehlenden Konzepten. Insgesamt ist es nur schwerlich möglich, alle Lehrkräfte von der Nutzung zu überzeugen, obwohl zweifelsohne ein großer Mehrwert besteht.

Inwiefern unterscheiden sich die Schulen in Ihrer Trägerschaft bei Voraussetzungen und Bereitschaft, KI einzusetzen?

Die Schulen unterscheiden sich deutlich: Einige verfügen über ein sehr engagiertes Kollegium mit hoher Offenheit gegenüber KI, andere sind zurückhaltender und benötigen mehr Unterstützung. Entscheidend ist hier die Rolle der Schulleitung, die Arbeitsgruppe einrichtet und das Thema aktiv unterstützt und einfordert. Es braucht aber auch Vorreiter, die mit Best-Practise-Beispielen Neugier wecken.

Welche Fragen oder Unsicherheiten ergeben sich für Sie durch den kommenden EU AI Act im Bildungsbereich?

Der kommende EU AI Act wirft Fragen auf, welche Tools im schulischen Kontext überhaupt genutzt werden dürfen und wie die Verantwortung zwischen Anbietern, Lehrkräften und Träger verteilt ist. Unsicherheit besteht insbesondere beim Umgang mit sensiblen Daten von Schülerinnen und Schülern, aber auch in den bürokratischen Hürden und Dokumentationspflichten.

Wie überprüfen Sie den Einsatz von KI-Tools an Ihren Schulen, und wie gelingt die Rückkopplung zwischen Schulen, Lehrkräften und Träger?

Wir setzen auf regelmäßigen Austausch mit Schulleitungen und pädagogischen IT-Beauftragten, um Rückmeldungen über die Nutzung von KI-Tools zu erhalten. Dabei achten wir auf einen offenen Dialog, um Chancen sichtbar zu machen und gleichzeitig Probleme frühzeitig aufzunehmen. Außerdem bietet Fobizz gute Monitoring-Möglichkeiten, um einen ersten Eindruck zu bekommen, welche Schule bereits intensiv mit Fobizz arbeitet und wo es noch mehr Unterstützung braucht.

Nutzen Sie KI auch in Ihrer Verwaltung oder Infrastrukturplanung, und wo sehen Sie dabei Chancen oder Grenzen?

In der Verwaltung nutzen wir KI vor allem zur Text- und Datenaufbereitung sowie zur Prozessoptimierung. In der IT hilft KI ungemein bei der Informationsgewinnung und Fehlersuche. Chancen sehen wir in der Entlastung bei Routineaufgaben; Grenzen ergeben sich dort, wo sensible Daten verarbeitet oder rechtsverbindliche Entscheidungen getroffen werden müssen. Es gibt jedoch mittlerweile eine Dienstvereinbarung, die den Mitarbeitenden etwas mehr Sicherheit gibt.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von Politik oder Anbietern, damit KI in Schulen sicher und sinnvoll eingesetzt werden kann?

Wir wünschen uns von Politik und Anbietern klare Leitlinien, geprüfte datenschutzkonforme Lösungen und langfristige finanzielle Unterstützung. Schulen brauchen praxisnahe Hilfestellungen, rechtliche Sicherheit und stabile Partner, um KI sinnvoll und verantwortungsvoll einzusetzen.

Patrick Kleene

Patrick Kleene studierte Betriebswirtschaft und Management mit dem Schwerpunkt Informatik an der Hochschule Osnabrück. Zurzeit ist er als Leiter der Schul-IT und Koordinator der Medienzentren im Landkreis Emsland tätig